The Hidden River Project

Als ambitionierte Höhlentaucher aus unterschiedlichen Ländern, haben wir gemeinsam im Jahr 2009 ein Projekt gestartet, welches 2013 in das „the hidden river project“ überging.
Ziel zu Beginn war es ein Höhlensystem in Südfrankreich, das größtenteils mit Wasser gefüllt ist, auf den ersten 2km sicher betauchbar zu gestalten.
Diese Höhle ist als „Gouffre de Cabouy“ bekannt und gehört zu dem noch viel größeren System „Reseau de l’Ouysse“. Das war aber nur der Anfang…
Historie
Beim Höhlentauchen ist eine (meistens permanent installierte) Führungsleine das wichtigste Mittel, um dort sicher zu tauchen und jederzeit den Weg wieder zurück finden zu können. Auf den ersten 2km Tauchstrecke in der „Gouffre de Cabouy“ war diese Leine aber nicht klar verlegt, sondern es existierten bis zu 14 nebeneinander liegende Leinen und keine war eine durchgehende Verbindung zurück an die Wasseroberfläche. Dadurch war eine sichere Navigation nur sehr schwer möglich.
Das initiale Ziel des ursprünglichen Projektes war es, diese Situation zu bereinigen und alle vorhandenen Leinen durch eine einzige, durchgehend verlegte Leine zur Oberfläche zu ersetzen. Dieses Ziel wurde nach 2 Projekten im Jahr 2010 erreicht. Wir stellten fest, dass die Motivation im Team sehr hoch war und beschlossen daher mit neuen, größeren Zielen weiterzumachen. Der Höhlenverlauf sollte jenseits der, bis dahin bekannten Stellen weiter erforscht und vermessen werden und möglichst weitere Informationen zu den Wasserbewegungen des Systems gesammelt werden.
Unsere Motivation
In erster Linie vereint uns der Spaß und die Leidenschaft am Höhlentauchen.
Solche Projekte sind anstrengend, schweißtreibend, kräftezehrend und vielleicht sogar ein wenig furchteinflößend, aber sie sind auch herausfordernd, es entwickelt jeden von uns weiter, es schweißt uns im Team zusammen, wir müssen und können uns im Team aufeinander verlassen, wir entdecken jedes Mal etwas Neues und wir sind jedes Mal begeistert und fasziniert.
Tauchexplorationen in Höhlen ist unsere absolute Leidenschaft, sonst würden wir nicht seit vielen Jahren unsere Freizeit und unser Geld darin investieren.
Die Ausbildung und das komplette Equipment, das wir für solche Projekte benötigen, wurde bisher von uns aus eigenen Mitteln finanziert und zur Verfügung gestellt. Auch die Gerätschaften, die für wissenschaftliche Datenerhebungen erforderlich sind (z.B. Sensoren, Vermessungsgeräte, o.ä.) haben wir selbst finanziert. Seit Beginn des Projektes im Jahr 2009 haben wir gemeinsam bereits viel erreicht.
Dieser Erfolg motiviert uns, weiterzumachen. Je tiefer wir aber in die Höhle eindringen, desto aufwendiger und schwieriger wird es für uns.
Welchen Nutzen hat unser Projekt für andere
Seit unserem ersten Explorationstauchgang in dieser Höhle setzen wir Sensoren ein und vermessen das System. Die so gewonnenen Daten und Informationen stehen der Öffentlichkeit und der Wissenschaft auf Anfrage zur Verfügung.
Neben den Erkenntnissen unserer Höhlenforschung (Speläologie) und der fortführenden Vermessung und Kartierung des Höhlensystems gibt es aber noch einen weiteren Nutzen für die Allgemeinheit.
Erkenntnisse über die Möglichkeit der Rettung und Bergung aus einem wassergefüllten Höhlensystems.
Das Tauchen in einer Höhle ist prinzipiell nicht ungefährlich. Deshalb verfügt jeder von uns über eine entsprechende Ausbildung und über viel Erfahrung im Explorations- und Höhlentauchen. Und wir nehmen unsere Leidenschaft und unsere Sicherheit ernst. So haben wir von Beginn an, an einem Notfallkonzept gearbeitet. Wie kann beispielsweise eine Verletzte Person in einer Höhle medizinisch und logistisch versorgt werden und wie transportiert man eine verletzte Person unter Wasser aus dem Höhlensystem wieder nach draußen?
Eine sehr spezielle Fragestellung. Sicherlich. Aber die Beinahe-Katastrophe 2018 in Thailand (Wikipedia), hat gezeigt, dass Situationen entstehen können, in denen Rettungs- und Bergungskräfte schnell an ihren Grenzen geraten. Wir haben uns nicht nur mit dieser Thematik beschäftigt, sondern wir haben Evakuierungen unter Wasser trainiert und geübt.
Im Falle des unwahrscheinlichen Falles unterstützen wir natürlich auch andere Helfer und Retter mit unseren, aus der Praxis gewonnenen Erfahrungen.
Ergebnisse
Bisher wurden von uns mehr als 6,2 km Höhlenpassagen (sowohl unter als auch über Wasser) vermessen. Die weiteste Entfernung zum Ausgang liegt bei ca. 4 km weit im Höhlensystem. Bis zum nächsten bekannten Bereich sind allerdings noch ca. 15 km unerforscht und unbekannt – viel Potenzial für zukünftige Projekte.
Der aktuelle Stand der Kartierung steht als PDF-Dokument zur Verfügung:
Reseau de l’Ouysse

Wer Google Earth hat, kann sich das Ergebnis eingebettet in die Landschaft ansehen:
Google Earth

Die Sensoren haben uns eine Messreihe von 2014 bis 2023 mit verschiedenen Werten zu Wasserstand und Wassertemperatur geliefert. Die Bedingungen in der Höhle sind gerade in den Wintermonaten ziemlich hart. Regenfälle und Schmelzwasser sorgen für starke Strömungen und auch viel Sediment im Wasser. Während dieser Zeit ist das Tauchen in der Höhle meist unmöglich. Das haben nicht alle Sensoren immer ausgehalten. Daher gibt es leider gerade aus den letzten Jahren Ausfälle bei den Instrumenten zu vermerken. Dennoch liegt mittlerweile eine bemerkenswerte Datenreihe vor. Auf Anfrage, stellen wir diese Daten sehr gerne zu wissenschaftlichen Zwecken zur Verfügung.


Wir haben ein Rettungssystem entwickelt, mit dem eine verunfallte Person über eine lange Tauchstrecke transportiert werden kann. Unser Team trainiert immer wieder mit diesem System und somit wären wir in der Lage – in einem hoffentlich nie eintretenden Notfall – Hilfe leisten zu können.


In Zusammenarbeit mit ebenso motivierten Speläologen aus Frankreich konnten wir im Jahr 2015 eine sogenannte „radio location“ vornehmen. Dabei wurde mit einem speziellen Messverfahren ein definierter Punkt innerhalb des Höhlensystems von der Oberfläche aus geortet.
Dadurch ist die Position einer trockenen Passage des Höhlensystems über GPS-Koordinaten genau ermittelt worden. Zusätzlich konnte auch ermittelt werden, dass diese Passage etwa 120m unterhalb der Oberfläche liegt.


Die Höhle und ihre Herausforderungen
In dem französischen Department Lot und in der Nähe der Ortschaft Themine versickert der Fluss l’Ouysse im Karst-Untergrund und tritt ca. 30km weiter nahe der Ortschaft Rocamadour durch die Höhle „Gouffre de Cabouy“ wieder zu Tage.
Von dieser Seite aus erforscht unsere Gruppe den Verlauf des Höhlensystems. Wir vermessen alle Passagen und verarbeiten diese Daten zu einer Karte. Zusätzlich werden Daten zum Wasserstand und Wassertemperatur erhoben. In Kombination mit Niederschlagsdaten lassen sich so einige Zusammenhänge zwischen Niederschlag und Auswirkung auf die Umgebung ableiten.
Die bisher bekannten Passagen lassen sich in fünf verschiedene Abschnitte unterteilen:
Der erste Teil ist ein Tauchstrecke von 2 km. Dieser Teil lässt sich auch mit sehr viel Ausrüstung relativ leicht bewältigen, sofern die Tauchbedingungen ausreichend gut sind. Gute und tauchbare Bedingungen findet man üblicherweise nur über einen kurzen Zeitraum im Herbst vor.

Der anschließend zweite Teil gibt es eine Passage im Berg, die sozusagen aus einem See mit einem luftgefüllten Bereich darüber besteht. An einigen Stellen ist dieser See durch Trockenstellen unterbrochen. Dort muss man alle Ausrüstung aus dem Wasser nehmen, über die Stelle hinwegtragen und dann wieder in der nächsten Wasserstelle anlegen. Für diesen Teil wird ein Team benötigt, was bei dem Transport der Ausrüstung unterstützt.

Der dritte Teil ist dann wieder eine sehr kurze Tauchstrecke von ca. 50m. Sämtliche Ausrüstung für den mehrtägigen Aufenthalt in der Höhle muss bis hinter diese Tauchstrecke gebracht werden. Dazu hören z.B. Verpflegung, Ausrüstung zum Schlafen, Notfallausrüstung, Kommunikationsinstrumente und Vermessungsinstrumente. Etliches dieser Ausrüstung – wie z.B. Schlafsäcke – muss über die gesamte Strecke trocken (in sogenannten Trockenröhren) transportiert werden.
Aber auch sämtlich Tauchausrüstung für den derzeit fünften und letzten Abschnitt muss über des kompletten Weg transportiert werden.
Der vierte und derzeit herausforderndste Teil ist eine ca. 600m lange Passage, ein größtenteils trockener Abschnitt. Am Anfang dieses Teils wird ein Basislager eingerichtet, welches für das Explorationsteam in den nächsten Tagen zu deren zu Hause wird.


Die gesamte Tauchausrüstung für den fünften und bisher letzten Abschnitt muss durch diese Passage transportiert werden. Dabei gibt es nicht nur „einfache“ Strecken zu überwinden, sondern auch Kletterstellen und wassergefüllte Bereiche.




Am Ende dieses und gleich vor dem fünften Teil folgt die nächste Herausforderung. Die Tauchausrüstung muss einen steilen Abhang hinter und nach dem Tauchen auch wieder hinaufgebracht werden.


Der fünfte und derzeit letzte Teil ist ein hier beginnender Unterwasserabschnitt. Dieser hat auf Grund seiner schlechten Sichtverhältnisse und einer sehr großen Tiefe ebenso große Herausforderungen. Die Vorstöße unter Wasser dauern mehrere Stunden und werden immer noch länger, je weiter wir vorstoßen.


Für weitere Erforschungen des Systems ist es notwendig, bis zu einer Woche in der Höhle zu verbringen – ca. 2,7km vom Ausgang entfernt. Kein Sonnenlicht, keine Annehmlichkeiten wie eine warme Dusche oder ein weiches Bett. Die Verpflegung besteht größtenteils aus Trockennahrung und die Temperatur liegt bei ca. 14°C mit 100% Luftfeuchte.
Kontakt
Mail: info@thehiddenriverproject.org
Facebook: the hidden river project